Aktuelles aus Gengenbach
Klausurtagung „Gengenbach 2040“ – Den Blick nach vorn richten
Im Rahmen der ersten Klausurtagung zur Agenda 2040 beleuchtete Dr. Frank Friesecke, Geschäftsführer der STEG Stadtentwicklung GmbH, die zentralen Zukunftsfragen für Städte wie Gengenbach. Sein Vortrag zeigte, dass die kommenden Jahre von tiefgreifenden Veränderungen geprägt sein werden – in Gesellschaft, Wirtschaft, Klima und Digitalisierung.
Dr. Friesecke, Stadtplaner und Lehrbeauftragter an den Universitäten Stuttgart und Nürtingen, stellte eingangs die großen Trends vor: eine alternde Bevölkerung, steigende Baukosten, stagnierende Förderprogramme und die angespannte kommunale Finanzlage. Hinzu kommen Herausforderungen wie Klimawandel, Wohnraummangel, die Mobilität der Zukunft und die Transformation der Innenstädte. All das erfordert ein neues Denken, so Friesecke:
„Städte müssen resilienter, sicherer und lebenswerter werden.“
Besonders wichtig sei es, die vorhandenen knappen Ressourcen gezielter einzusetzen. Zentrale Schwerpunkte für die künftige Stadtentwicklung sind:
– Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Baulücken und Brachflächen aktivieren, bevor neue Flächen ausgewiesen werden.
– Bezahlbarer Wohnraum: durch neue Wohnformen wie Baugemeinschaften oder betreutes Wohnen.
– Klimaanpassung: mit grüner, wassersensibler Stadtplanung und ökologischer Erneuerung.
– Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: auch innerhalb der Verwaltung gezielt nutzen.
– Neue Mobilitätskonzepte: vom Bürgerbus über Ridesharing bis zu altersgerechter Mobilität.
– Dialogische Bürgerbeteiligung: dauerhafte Einbindung der Bürgerschaft in Planungsprozesse.
Dr. Friesecke betonte, dass erfolgreiche Stadtentwicklung nur gelingen könne, wenn Verwaltung, Bürgerschaft und Unternehmen gemeinsam handeln. Seine Empfehlung: das Stadtentwicklungskonzept von 2015 zu evaluieren, neu auszurichten und Gengenbach ab 2026 in ein neues Programm der Städtebauförderung aufzunehmen. Ergänzend solle ein Fördermittelmanagement eingerichtet werden, um gezielt Bundes- und Landesmittel zu nutzen.
Dialogische Bürgerbeteiligung als Schlüssel zur Agenda 2040
Im zweiten Teil der Tagung stellte Viviane Gerster von der Servicestelle Dialogische Bürgerbeteiligung Baden-Württemberg ein Modell vor, wie die Bürgerschaft aktiv in den Prozess zur Leitbilderstellung „Gengenbach 2040“ eingebunden werden kann.
Dialogische Bürgerbeteiligung bedeutet, dass nicht nur direkt Betroffene oder Interessenvertretungen, sondern alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind, sich mit ihren Ideen, Erfahrungen und Perspektiven einzubringen. Sie ergänzt die repräsentative Demokratie, indem sie Raum für Austausch, Meinungsbildung und gemeinsames Lernen schafft.
Gerster erklärte:
„Es geht nicht darum, Entscheidungen aus der Hand zu geben, sondern ihre Qualität zu verbessern – durch das Wissen und die Erfahrung der Menschen vor Ort.“
Die Umsetzung kann über Landesfördermittel unterstützt werden; Kommunen unter 20.000 Einwohnern – wie Gengenbach – können Zuschüsse bis zu 30.000 Euro erhalten.
Mit Blick auf die Agenda 2040 wird deutlich: Die Zukunft Gengenbachs soll nicht im stillen Kämmerlein geplant werden, sondern im offenen Dialog mit den Menschen, die hier leben.
Bürgermeister Sven Müller:
„Die Agenda 2040 ist ein gemeinsames Projekt. Wir wollen die Menschen in Gengenbach aktiv beteiligen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Ideen und Wünsche einzubringen. Nur wenn wir gemeinsam denken und handeln, bleibt Gengenbach die lebenswerte Stadt, die wir alle lieben.“

